.de                  


     Home             Geschichten          Kontakt              Links   

 

 





 

Die Geschichte von Trixi

von Andrea Pangerl





Anfang 2020 wurde ich auf den Verein Omihunde-Netzwerk e.V. aufmerksam. Nachdem wir zu diesem Zeitpunkt bereits eine 16-jährige Hündin hatten, entstand bei mir im Laufe der Zeit der Wunsch einen weiteren älteren Hund bei uns aufzunehmen. Ich meldete mich bei dem Verein und sofort hatten wir eine gute Verbindung. Schon kurz nach meiner "Bewerbung" wurde ich gefragt, ob ich eine 16/17-jährige Hündin aufnehmen würde. Nach anfänglicher Begeisterung war ich erst ein bisschen skeptisch, als ich erfuhr, dass es um einen West Highland Terrier ging. Bis zu diesem Tag war ich überhaupt kein Fan dieser Rasse.
Das änderte sich am 15.2.20, denn an diesem Tag wurde uns Dixi gebracht. Wir nannten sie sofort in Trixi um, weil wir dachten, dass das für sie am einfachsten wäre. Dass sie zu dem Zeitpunkt bereits taub war, wussten wir ja nicht. Als klar war, dass sie nichts hört, wurde sie nur offiziell Trixi genannt. Meistens war es "Blondine" oder "Blondchen" oder auch kleiner "Bollerkopp".
Sie wurde in der Vergangenheit sehr vernachlässigt, musste einige Zeit auch bei eisigen Temperaturen rund um die Uhr im Garten leben. Später ließ man sie ins Haus. Aber auch dort war sie alleine. Sie bekam nur Futter, sonst anscheinend nichts.
Dieser kleine Hund veränderte alles.
Nun war sie da. Völlig verschmutzt, verfilzt, stinkend. Die Krallen so lang, dass sie kaum laufen konnte. In sich gekehrt, in ihrer eigenen Welt lebend. Mit unserer Hündin Lucy kam sie sofort klar, uns gegenüber war sie zurückhaltend, aber nicht ängstlich.
Ein paar Tage hielten wir es aus, dann blieb ihr der Hundefriseur nicht erspart. Die Hufri musste das Fell komplett abscheren, weil sich regelrechte Fellfilzplatten gebildet hatten. Die Pfoten waren entzündet und wund. Die kleine Maus hielt still und lies alles über sich ergehen.
Dann arbeiteten wir jeden Tag daran ihr Vertrauen zu gewinnen. Wir ließen sie weitgehend in Ruhe, ich war aber Tag und Nacht um sie herum. Das funktionierte. Vorsichtig nahm sie Kontakt auf und ließ sich streicheln. Die erste Zeit sind mir da oft Tränen hoch gestiegen, denn wenn sie gestreichelt wurde, war sie unfassbar nervös, hibbelig, unsicher. Aber sie fand es auch schön, denn sie kam immer öfter.
Nach kurzer Zeit war sie "unser Hund". Kein Schmusehund, aber immer in meiner Nähe. Sie war sehr ruhig, schlief viel, wurde aber auch von Tag zu Tag neugieriger und mutiger.
Bei uns zuhause war sie immer lieb, zutraulich und auch tollpatschig. Sie konnte schlecht sehen, aber eine geschlossene Tür hat sie schon erkannt. Nur akzeptiert wurde die nicht. Wie oft hat sie angelehnte Türen mit ihrem Kopf aufgestoßen. Wenn die Tür geschlossen war, hat sie es trotzdem nochmal probiert. "Die muss doch aufgehen!!!"
Fellpflege hat sie gehasst. Dieser Wuschel, der sich beim ersten Hufri alles hat gefallen lassen, bekam viel Selbstbewusstsein und wehrte sich. Niemals grob, aber sie zappelte so sehr, dass ich so manches mal schweissgebadet war. Danach ging sie jedes Mal tief beleidigt aus dem Zimmer. Nach einer Runde über den Flur war sie aber wieder da, bekam ihr Leckerlie und ihre Welt war wieder in Ordnung.
Auch beim Tierarzt kehrte sie den Terrier heraus. Mein Standardsatz war niemals "die tut nichts", aber immer "zuhause ist sie sooo lieb".
Anfang des Jahres, unsere erste Hündin war leider im Herbst 2020 verstorben, erkrankte Trixi schwer. Sie hörte schlagartig mit dem Fressen auf. Nach 5 Tagen und der Diagnose Bauchspeicheldrüsenentzündung musste sie Infusionen erhalten. 5 Tage war sie tagsüber in der Tierarzt Praxis, nachts zuhause. 2 Tage lang frass sie wieder etwas, dann kam ein Rückfall und sie bekam nochmal 3 Tage lang eine Infusion. Obwohl es ihr so schlecht ging, war sie trotzdem immer interessiert an dem, was ich tue. Das hat uns allen den festen Glauben gegeben dass sie es schaffen kann. Der Verein Omihunde-Netzwerk finanzierte die komplette Behandlung. Und sie hat es geschafft! Ganz langsam begann sie wieder regelmäßig zu fressen, wurde aber eine kleine Diva. Der ehemalige Staubsauger, der alles innerhalb von Sekunden verschlungen hat, wurde mäkelig. Aber was macht man nicht alles, Hauptsache der Prinzessin geht es gut.
Danach hatten wir noch ein paar wirklich schöne Monate. Kein Tag ohne Lachen, wegen ihrer drolligen Art. Da wo wir waren, war sie auch. Mussten wir aus dem Haus, war das aber auch okay. Die Zeit wurde für ein Nickerchen genutzt.
Sie ruhte so sehr in sich und war mit so wenig zufrieden. Ohren kraulen war das Größte, da fing sie richtig an zu grunzen.
Im Juni wurde sie dann plötzlich schwer krank. Sie bekam einen epeleptischen Anfall, begann mit Drangwandern, hatte starke neurologische Ausfälle. Und sie veränderte sich, lebte in ihrer eigenen Welt, hatte kein Interesse mehr an ihrem Umfeld. Dieses Mal zeigte sie, dass sie nicht mehr konnte.
Schwersten Herzens ließen wir sie am 21.6.2021 gehen.
Ach Blondchen, es tut immer noch so weh. Wir hätten dich so gern noch länger bei uns gehabt und wir hätten dich so gerne viel eher kennen gelernt. Wir sind aber froh, daß wir die letzte Zeit in deinem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben und das hast du auch für uns getan.
Tschüss, meine Süsse ❤