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Lieber Popi!

Du warst etwa 14 oder 15 Jahre alt, als du zu uns kamst. Du warst ein zerrupfter alter Hund, den man in Herlishausen im Elsass aufgelesen hatte. Verloren in der Welt irrtest du umher, bis die Feuerwehr dich aufgriff und ins Tierheim Hagenau brachte. Dort durftest du, bedingt durch deine Gebrechlichkeit, in der Riege der Küchenhunde leben, die es nachts, im Gegenssatz zu den anderen Insassen des Tierheims, schön warm hatten.
 Nach etwa 4 Monaten Aufenthalt dort haben wir dich dann als Dauerpflegehund übernommen., dh. du konntest den Rest deines Lebens bei uns verbringen.
Als wir dich holten, warst du gerade kurzzeitig in der Tierklinik wegen Magen-Darm-Problemen und es war nicht ganz klar, ob du diese überleben würdest. Doch du warst ein zäher Terriermix - eben nicht klein zu kriegen. Und so hast du dich wieder aufgerappelt.
Am Anfang mussten wir erst mal austesten, was du überhaupt fressen wolltest, einfach nur Hundefutter ging nicht. Da hast lieber nichts gefressen, was aber bei deiner klapperdürren Figur nicht lange gut gegangen wäre. Du mochtest nur Weißbrot in jeder Form oder Frikadellen und so musste bis ans Ende deiner Tage immer ein Stück Brot oder Frikadelle in deinem Futternapf sein, damit du überhaupt etwas gefressen hast.
Ansonsten lebtest du in deiner eigenen Welt und oftmals haben wir dich als Autisten bezeichnet, der nach außen wenig zeigen konnte. Kein Schwanzwedeln, kein Ohrenklappen, kein offensichtliches Zeichen von Freude oder einer größeren Emotion. Im Laufe der Zeit haben wir jedoch gelernt, deine Sprache zu verstehen und wir haben begriffen, dass es dir gut ging bei uns und dass du dich wohlfühltest in der Sicherheit deines weichen Körbchens, von dem aus du das Geschehen bei uns genau beobachten konntest.
Ob du immer so alles begriffen hast, was du sahst, glauben wir nicht wirklich, denn du warst schon leicht dement, als du zu uns kamst. Im Laufe der Zeit hat sich diese Demenz dann weiter verstärkt. So hast du dich schon auch mal unter der Thuja in unserem Garten verirrt und wir mussten dich retten. Sogar die Tür unseres alten Kleiderschrankes wurde für dich zum Irrgarten, aus dem du nicht mehr herausgefunden hast.
Ja, du warst schon ein alter Zausel, ein richtiger Kauz, aber wir haben dich im Laufe der Zeit lieben gelernt. Doch du hast dabei ganz schön unsere Geduld strapaziert. Unser Arbeitszimmer wurde nach und nach immer mehr zu deiner Toilette, unabhängig davon, ob wir gerade eben mit dir draußen waren. Dank unserer schiefen Fußböden lief alles immer wieder in die Füße unserer Möbel und wir müssen gestehen, wir waren recht verzweifelt und oftmals ziemlich sauer auf dich. Feste Uhrzeiten zum Raus gehen waren dir auch fremd. So kam es öfters vor, dass du mitten in der Nacht anfingst herum zu laufen und wir dann mit dir hinaus mussten. Ja, du hast uns ganz schön gefordert und unsere Nerven reichlich strapaziert.
Doch dann schautest du uns wieder durch deine großen unschuldigen Kulleraugen an, die wirkten, als würden sie die Welt nicht verstehen aber versuchen sie zu ergründen, und schon konnten wir nicht mehr böse mit dir sein.
Jetzt mit 16 oder 17 Jahren hast du wahrscheinlich einen Tumor im Innenohr oder im Gehirn entwickelt. Du bist nur noch im Kreis gelaufen und ständig hingefallen oder hast Purzelbäume geschlagen. Dein Kopf hing schief und am Schluss warst du zu schwach zum Stehen. Es gab keine Hoffnung mehr auf Besserung und es ging einfach nicht mehr. Unsere Tierärztin hat dich dann zu hause in deinem Körbchen erlöst. Wir sind sehr traurig und dein Tod ist schwer zu ertragen, doch wir wissen, dass du dich in den 22 Monaten bei uns wohl und sicher gefühlt hast und wir haben versucht dir das zu geben, was wir für uns selbst auch wünschen. Ein würdiges Ende, ein würdiger Abschied.
Keiner weiss, wo du eigentlich her kamst, wo du vorher gelebt hast. Wir hoffen aber nun, dass du Positives hast mitnehmen dürfen auf deine Reise, von der der wir erst erfahren wo sie hingeht, wenn wir selbst soweit sind.
Doch wir, die derzeit noch zurückbleiben, vermissen dich nun sehr. Du warst ein fester Bestandteil unseres Lebens geworden. Mach es gut, alter Bub. Wir hoffen, wir sehen dich eines Tages wieder.
Wir werden dich nie vergessen!.

Dein Frauchen Roswitha und dein Herrchen Mani  und deine beiden Kumpels Sammy und Aisha